Drei Wochen lang wurde die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Tübingen zu einem Raum für Kunst, Spiritualität und globale Solidarität. Unter dem Titel „Life in Crisis – Solidarity in Art“ präsentierten die Evangelische Studierendengemeinde Tübingen (ESG) und die Muslimische Studierendengruppe Tübingen (MST) die Kunstausstellung von GreenFaith.
“Life in Crisis – Solidarity in Art”
Die Ausstellung, kuratiert von der interreligiösen Klimabewegung GreenFaith, brachte Werke von fünf internationalen Künstler:innen in die Tübinger Gemeinde. Ihre Bilder, Gedichte, Fotografien und Installationen machten eindrücklich sichtbar, was oft ungehört bleibt: Die Stimmen derer, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind. Die künstlerischen Beiträge kamen aus Brasilien, Indien, Kenia, Nigeria und Deutschland – verbunden durch den Wunsch nach einer gerechteren, lebenswerten Zukunft.
GreenFaith – eine globale, spirituell getragene Bewegung – versteht sich als Zusammenschluss von Menschen verschiedenster Religionen, die gemeinsam für Klimagerechtigkeit einstehen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Überzeugung, dass alle Leben heilig sind, und dass Religionen überall auf der Welt Werte wie Mitgefühl, Gerechtigkeit und Bewahrung der Erde teilen. Die Ausstellung „Life in Crisis – Solidarity in Art“ ist ein Ausdruck dieser Haltung: Kunst als Widerstand, als spirituelles Werkzeug und als Einladung zur Hoffnung.
Kunst mit Haltung: Die Künstler:innen
Zu den gezeigten Künstler:innen gehörte Lucy D’Souza-Krone, eine christlich geprägte Malerin aus Indien, deren Werke aus biblischer wie hinduistischer Symbolik schöpfen und spirituelle Verantwortung für die Schöpfung thematisieren.
Paul Podbielski, Fotograf aus Sachsen, dokumentiert politische Proteste – vom antifaschistischen Widerstand bis zu Klimakämpfen – und zeigt mit seiner Kamera die Widersprüche unserer Gesellschaft.
Micha Sass aus Dortmund verbindet Musikpädagogik und Fotografie. Sein Projekt „My Globe, Your Globe“ macht deutlich, dass der Globus uns alle verbindet – egal auf welchem Kontinent, mit welcher Religion oder Herkunft.
Anne Njambi Gacheru aus Kenia setzt sich künstlerisch und praktisch für Selbstermächtigung und Umweltschutz ein – unter anderem durch Bienenhaltung und Bildungsarbeit mit Jugendlichen.
Und schließlich Zeegyasa, eine junge Aktivistin aus Indien, die mit Texten, Collagen und Installationen die Stimme der Erde poetisch verkörpert. Ihr Werk ruft dazu auf, Natur nicht als Kulisse, sondern als Mitwesen zu begreifen.
Ein Raum für Hoffnung und Begegnung
Bereits die Vernissage am 25. Mai war ein gelungener Auftakt. Besucher:innen aus Stadtgesellschaft und Religionsgemeinschaften kamen zusammen, um die Werke zu entdecken und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Die Finissage am 15. Juni bildete den emotionalen und inhaltlichen Höhepunkt: Caroline Bader, Deutschland-Koordinatorin von GreenFaith, war zu Gast in Tübingen und gab tiefe Einblicke in die weltweite Arbeit des Netzwerks, das sich für einen gerechten Übergang zu erneuerbaren Energien, für soziale Gerechtigkeit und spirituelle Tiefe im Umweltengagement einsetzt. Ihr Besuch war ein Geschenk – und ein lebendiges Zeugnis globaler Vernetzung im Glauben und im Handeln.
Besonders hervorzuheben ist die interreligiöse Zusammenarbeit der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) mit der Muslimischen Studierendengruppe Tübingen (MST). In einer Zeit, in der kulturelle Gräben oft größer erscheinen als Brücken, hat diese Kooperation gezeigt, was möglich ist, wenn das Gemeinsame ins Zentrum rückt: die Sorge um das Leben, die Achtung der Schöpfung, die Verantwortung für kommende Generationen.
Dank und Ausblick
Ein herzlicher Dank gilt der Bonhoeffergemeinde Tübingen, die ihre Kirche als Ausstellungsraum zur Verfügung gestellt hat – nicht nur als Kulisse, sondern als aktiven Ort der Auseinandersetzung und des Dialogs.
Diese Ausstellung hat Begegnung ermöglicht – über kulturelle, religiöse und sprachliche Grenzen hinweg. Sie hat den Klimanotstand nicht nur als ökologisches Problem gezeigt, sondern als spirituelle, soziale und politische Herausforderung unserer Zeit.
Möge von ihr ein Impuls ausgehen – für weitere Gespräche, weitere Kooperationen und eine wachsende Solidarität, die nicht bei Worten stehen bleibt.