“Ich habe viel über die unterschiedlichen Erfahrungen gelernt, die sich aus unseren Kulturen und Religionen ergeben, sowie über das Bewusstsein für Privilegien.” (Teilnehmerin Generation GreenFaith 2025)
Vom 25.–27. Juli 2025 fand in Karlsruhe das erste Präsenztreffen der Generation GreenFaith statt – ein Wochenende voller Begegnungen, Spiritualität und gemeinsamer Visionen für Klimagerechtigkeit. Als erstmals gemeinsame Gastgebende hattenen wir als GreenFaith Frankreich und GreenFaith in Deutschland rund 25 klimabewegte Menschen aus ganz verschiedenen Hintergründen nach Karlsruhe eingeladen.
“…dass ich meine Geschichte und meine Motivation besser kennengelernt habe – das stärkt meine Vision.” (Teilnehmerin)
Gemeinschaft erfahren und spirituelle Stärkung
Der Auftakt stand im Zeichen des Ankommens und der multireligiösen Verbundenheit. Nach einer herzlichen Begrüßung entzündeten wir die grüne GreenFaith-Kerze als Symbol für unsere gemeinsame Hoffnung. Dann lernten sich die Teilnehmenden beim Speed-Dating besser kennen.
“Welche spirituellen oder tiefen Erfahrungen verbindest du mit der Erde/Natur/Mitwelt?”
In kleinen Gruppen erzählten wir uns unsere “Klima-Biographien”. Eine Einladung, die eigene Geschichte als Teil dieses Wandels zu verstehen. Denn unsere Spiritualität, unsere eigenen Erfahrungen und die uns prägenden Werte und Haltungen sind kraftvolle Ressourcen im Klimaengagement.
Das abschließende “Shabbat-Gebet für Gaza” durch Sophie aus Paris machte den Ruf nach Gerechtigkeit laut.
“Ich fand die Verbindungen und die verschiedenen spirituellen und kreativen Impulse so bereichernd.” (Teilnehmerin)
Theologie, Kunst und Klima-Aktivismus verbinden
Auftakt am Samstag: Diese Generation GreenFaith ist musikalisch und spontan, also wurde gejammt, gestampft und gesungen. Und gebetet.
Danach brachte Amélie Franco von GreenFaith Frankreich uns mit einem Playback-Theaterworkshop zum Lachen und Fühlen – ein spielerischer Weg, einander zuzuhören. Dr. Simone Sinn aus Münster schlug im Hauptvortrag des Tages den historischen Bogen der interreligiösen Zusammenarbeit und verband theologische Grundlinien der Weltreligionen mit Klimagerechtigkeit.
Am Nachmittag begegneten wir lokalen Klima-Akteuren wie dem Klimabündnis Karlsruhe, dem Widerstandskollektiv und dem GreenFaith Circle Karlsruhe. Denn auch vor Ort gibt es Klimakämpfe gegen Fossile Energien und Baumrodungen, die durch Aktionen, Bündnisse und spirituelle Momente gestärkt werden.
Kurz danach schon befanden wir uns mitten in den Elementen – wegen starken Regens verlagerte sich unsere geplante Exkursion spontan in eine Waldhütte. Und gerade das schuf eine ganz besondere Atmosphäre für Austausch über aktivistische Erfahrungen.
Popular Ecology – eine dekoloniale Perspektive
Am Abend brachte uns Nadia Omani (Marseille) den Begriff der Popular Ecology näher – eine dekoloniale Ökologie, die die Verbindungen von ökologischer Krise, Kolonialismus und Kapitalismus sichtbar macht. Die Kernpunkte daraus:
- Ökologie ist nicht nur Naturschutz, sondern auch Widerstand gegen Machtstrukturen, die Ausbeutung von Mensch und Erde rechtfertigen.
- Es braucht die Stimmen indigener Gemeinschaften, postkolonialer Diasporas und alternativer Kosmologien wie Pachamama, Ubuntu oder Vivir Bien.
- Dekoloniale Ökologie bedeutet auch, ökologische Gerechtigkeit einzufordern – etwa durch den Kampf gegen Umwelt-Rassismus und für Reparationsansätze.
- Als Menschen des Glaubens tragen wir eine doppelte Verantwortung: horizontal in unseren Gemeinschaften und vertikal vor Gott, dem Schöpfer.
Nadias Botschaft an die Generation GreenFaith: Widerstand braucht Autonomie, Verbundenheit und spirituelle Kraft.

Nadia Omani
Neue Perspektiven auf interkulturelle und dekoloniale Zusammenarbeit
Der letzte Tag widmete sich zwei zentralen Themen:
Dekolonisierung und Intersektionalität in der Klimabewegung – mit Inputs von Khadidja Lahlali (Marseille) und Micheline Pham (Paris), die Machtverhältnisse, Rassismus und globale Ungerechtigkeiten sichtbar machten.
Interkulturelle Zusammenarbeit – geleitet von Eleanor McCormick (Stuttgart) und Büsra Cebi (Tübingen). Übungen zu Deep Listening und interreligiösem Dialog halfen uns, neue Formen der Kollaboration auszuprobieren. In Kleingruppen planten wir eine fiktive interreligiöse Klimaaktion– ein Ausblick darauf, was möglich ist, wenn unsere Spiritualität(en) und Engagement zusammenkommen.
„Wir sind so dankbar, dass wir uns alle kennengelernt haben und es so viele wunderbare Menschen gibt, die die Hoffnung auf eine gerechte und liebende Welt aufrecht erhalten.“
Stimmen und Projekte aus der Community
Das Retreat war auch ein Raum, um persönliche Projekte und Inspirationen zu teilen.
So stellte Tabea (Leipzig) ihr Buchprojekt vor, das Gedichte und Geschichten aus dem Libanon versammelt – entstanden aus dem „Lebanon Poetry Project“. Dayana (Berlin) berichtete von einem Projekt in ihrem Heimatland Kolumbien, wo durch lokale Gruppen Schildkröten vor dem Aussterben geschützt werden. Micheline (Paris) erzählte von ihrer Arbeit mit Collectif Vietnam Dioxine in Frankreich, die sich für die Opfer von Agent Orange im Vietnamkrieg einsetzen. Milka (Pakistan) stellte die interreligiöse Zusammenarbeit in Zeiten von Naturkatastrophen vor. Khadija (Marseille) brachte ihren Ansatz der Dekolonialisierung ein und Svenja (Berlin/Nairobi) macht sich momentan mit ihrem nachhaltigen Safari-Business in Kenia selbstständig. Peggy komponiert eigene Lieder und Texte, die sich um die Suche nach Spiritualität und der Nähe zur Natur drehen. Wir lernten wahnsinnig viele tolle Menschen des Glaubens im Handeln für eine mitfühlende, gerechte, liebevolle Welt kennen.
- Micheline
- Svenja
- Milka
- Khadija
Unser Fazit
Das Retreat in Karlsruhe hat gezeigt: Klimagerechtigkeit ist mehr als politisches Handeln – sie ist eine spirituelle, kulturelle und gemeinschaftliche Aufgabe. Durch Begegnung, gemeinsames Lernen und geteilte Hoffnung beginnen wir eine Bewegung, die lokal verwurzelt und global vernetzt ist: Die “Generation GreenFaith”.
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